In diesem Jahr war in Hamme alles neu. So fand das Rennen in den vergangenen Jahren als Teil des Superprestige in Hamme-Zogge statt und wurde von Vista-Media der Agentur von Jürgen Mettepennigen veranstaltet. Nach dem Verkauf des Rennens an die grosse belgische Sportagentur Golazo wechselte nicht nur der Eigentümer, sondern auch die Rennserie und der Austragungsort. So gehört das Rennen, das in diesem Jahr erstmalig auf dem Gelände des Bikeparks in Hamme-Meulenbroek statt, jetzt zur bpost bank trofee. Im Bereich der, in Belgien ziemlich bekannten, Mirabrücke hatte das Organisationskommittee um seinen Vorsitzenden und Paten des Flandriencross Greg van Avermaet eine völlig andere Strecke entworfen als es der moddrige Wiesenkurs des früheren Bollekescross im benachbarten Ortsteil Zogge war.
Die Zuschauer erwarteten bei nebeligem Wetter und Temperaturen, die eines Querfeldeinrennens würdig sind, äusserst rasante und spannende Rennen. Selbst das Labyrinth im Bikepark, das den Fahrern kurz vor dem Ziel noch einmal viel Konzentration abverlangte, stellte durch die Kurvenüberhöhungen eine absolut schnelle Passage dar.
Im Rennen der U17-Kategorie hiess der Sieger wieder einmal Florian Vermeersch, auch bei seinem zwölften Start in dieser Saison beendete er das Rennen erneut als Sieger. Auf die Frage des Streckensprechers, wie lange seine Serie wohl noch anhalten wird, antworte der junge Fahrer ganz wie ein alter Hase „Ik hoop nog heel lang (Ich hoffe, noch sehr lange)“. Den Kampf um den zweiten Podiumsplatz entschied Lokalmatador Jonas Smeet im Sprint gegen Andreas Goeman für sich.
Wie schon zuvor beim Koppenbergcross verzichtete Europameister Eli Iserbyt auch in Hamme auf einen Start in der bpost bank trofee. So wurde der Weg frei für ein reines Lares-Doltcini-Podium. Sehr zur Freude des Managers Jürgen Mettepennigen, dem die jungen Fahrer des Farm Teams von Sunweb Napoleon Games einen grossen Erfolg am Heimatort des Teams bereiteten. Im Sprint einer vierköpfigen Spitzengruppe gewann Jappe Jaspers vor Thijs Wolsink und Jenko Bonne. Jarne Driesen vom Young Telenet Fidea Cycling Team blieb nur der undankbare vierte Platz.
Im nachfolgenden Rennen der U23 fehlten mit Wout van Aert und Mathieu van der Poel zwei der bedeutendsten Fahrer, da beide im Rennen der Elite starteten. So übernam auch zunächst der ehemalige Europameister Michael Vanthourenhout die Initiative, doch die Gebrüder Sweeck fuhren ein taktisch cleveres Rennen. Während Diether Sweeck Vanthourenhout unter Druck setzte, konnte sein Bruder Laurens abwartend ins Renenn starten. Doch bereits in der dritten Runde setzte sich Laurens Sweeck an die Spitze und sollte die Führung bis ins Ziel verteidigen. Michael Vanthourenhout konnte dem ehemaligen belgischen Meister nichts entgensetzen und musste sich am Ende mit dem zweiten Platz begnügen. Den letzten verbliebenen Podiumsplatz sicherte sich Vanthourenhouts Teamkollege Yorben van Tichelt. Adam Toupalik war lange mit Vanthourenhout auf der Verfolgung von Laurens Sweeck, blieb aber plötzlich mit seinem Fuss an einem losen Balken auf der Treppe hängen und fiel dadurch auf den undankbaren vierten Platz zurück.
Bei den Damen kam Sanne Cant nach ihrem Sieg beim Weltcup Rennen in Milton Keynes als Favoritin nach Hamme. Ellen van Loy bewies einmal mehr, dass sie eine der besten Starterinnen im Damenfeld ist, und so setzten sich die beiden sofort an die Spitze des Feldes und fuhren schnell einen kleinen Vorsprung heraus. Hinter dem Führungsduo bildete sich eine kleine Verfolgergruppe, der neben der britischen Meisterin Helen Wyman noch die kleine Tschechin Pavla Havlikova und die Führende der Gesamwertung, die Niederländerin Sophie de Boer, angehörten. Währen das Führungsduo seinen Vorsprung kontinuierlich ausbaute, konnten die drei Verfolgerinnen ihren Abstand auf die nachfolgenden Nikki Harris und Loes Seels verteidigen. In der vorletzten Runde zeigte Sanne Cant erneut, dass sie in diesem Jahr den Sprung in die absolute Weltspitze geschafft hatte, und setzte sich mit einem kurzen aber effektiven Antritt von Ellen van Loy ab. Für Sophie de Boer sollte die letzte Runde eine schmerzahfte Erfahrung bereit halten. Die sympathische Niederländerin kam auf der Brücke zu Fall. Hierbei fiel sie auf die Schulter, die sie sich bereits Anfangs der Woche beim Training verletzt hatte. Unter Schmerzen musste Sophie de Boer zusehen, wie Helen Wyman und Pavla Havlikova den Kampf um den letzten Podiumsplatz unter sich ausmachten. Helen Wyman war am Ende im Sprint gegen die Tschechin erfolgreicht und komplettierte so das Podium. Glücklicherweise verlor Sophie de Boer durch ihren Sturz nicht zuviel Zeit, und so reichte ihr fünfter Platz, um die Gesamtführung in der bpost bank trofee zu verteidigen.
Wie schon am vergangenen Wochende beim Weltcup in Koksijde sollte auch in Hamme wieder ein Duell der Generationen das Rennen bestimmen. Auf dem äusserst schnellen Parcours bildete sich sofort ein Peloton von etwa fünfzehn Fahrern, in dem praktisch alle Anwärter auf einen Sieg enthalten waren. Die hohe Geschwindigkeit des Rennens und die Gestaltung des Kurses führten dazu, dass sich kein Fahrer wirklich entscheidend absetzen konnte. Einige Fahrer setzten daher auf ein taktisches Rennen und liessen Teamkollegen zunächst den Vortritt, wenn es darum ging, Angriffe zu setzen. Mit Jens Adams gelang es dann auch einem Teamkollegen des U23 Weltmeisters Wout van Aert als erstem, einen nennenswerten Vorsprung herauszufahren. Als kein anderere Fahrer Anstalten machte die Verfolgung des jüngeren Bruders von Joeri Adams aufzunehmen, war es der Altmeister Sven Nys persönlich, der das Tempo der Verfolgergruppe erhöhte. Und doch sollte es bis zur vorletzten Runde dauern, bis Adams wieder eingeholt wurde. Mittlerweile hatte der deutsche Meister Philipp Walsleben, der zu Beginn des Rennens weit zurückgeworfen worden war, wieder Anschluss an die grosse Verfolgergruppe gefunden und setzte, nachdem Adams eingeholt war, nun seinerseits einen erfolgreichen Angriff. Bevor es in die letzte Runde ging, konnte der Potdamer in Diensten des BKCP-Powerplus-Teams einen kleinen Vorsprung auf seine Verfolger herausfahren, und es sah schon so aus, als könnte er den ersten grossen Erfolg der Saison erreichen. Aber in der anschliessenden letzten Runde zeigten die beiden Jungspunde Wout van Aert und Mathieu van der Poel, dass sie nicht zu Unrecht als Kronprinzen im Cross angesehen werden.
Mit einer massiven Tempoverschärfung durch Wout van Aert gelang es den beiden nicht nur die Verfolgergruppe endgültig zu sprengen, sondern auch zu dem führenden Walsleben aufzuschliessen. Nachdem sein Teamkollege eingeholt war, übernahm Mathieu van der Poel sofort die Führung und versuchte seinerseits nun eine Lücke aufzureissen. Doch der erneut stark fahrende van Aert liess sich nicht abschütteln und folgte mit Walsleben an seinem Hinterrad unmittelbar dem Führenden. Am Ausgang des Waldlabyrinths gelang es van der Poel zwar, den Belgier durch eine kurze Verzögerung an einem kleinen Wall noch aus dem Pedal zu zwingen. Auf der extrem langen Zielgeraden konnte Wout van Aert jedoch unter Aufbietung aller Kräfte wieder aufschliessen und am Ende seine Sprintstärke ausspielen. Philipp Walsleben, der durch das Manöver seines Teamkollegens van der Poel ebenfalls zum Stillstand gekommen war, vermochte nicht mehr an die beiden heranzukommen und musste am Ende noch aufpassen, nicht von dem stark sprintenden Sven Nys auf der Ziellinie überholt zu werden. Für Walsleben wurde es dadurch jedoch doch noch der erste Podiumsplatz der Saison. Auf Grund der geringen Zeitunterschiede und der Tatsache, dass seine direkten Verfolger hinter ihm ins Ziel kamen, konnte Sven Nys seinen Vorsprung in der Gesamtwertung noch ausbauen.