Bisher wurde dieses Rennen immer am letzten Sonntag im November ausgetragen. In diesem Jahr fand erstmalig in der niederländischen Provinz Drenthe die Eröffnung der 35. Austragung des „Hans Grohe Superprestige“ und damit das erste grosse Rennen der neuen Cross-Saison statt. Während in den vergangenen Jahren oftmals einige der Spitzenfahrer dem Rennen ob der relativ grossen Entfernung zu Belgien und dem Rennen des Vortages fernblieben, waren in diesem Jahr praktisch alle Renner zur Strecke am Nijslootweg angereist.
Die Mitglieder der Stichting Wielerpromotion Oostermoer waren im vorigen Jahr wieder an diesen ursprünglichen Austragungsort zurückgekehrt. Rund um den kleinen See in der ehemaligen Sandgrube war eine schnelle, aber durchaus anstrengende Strecke auf dem für diese Region typischen sandigen Untergrund abgesteckt. Obwohl es nach den sonnigen Vortagen an diesem Tag merklich regnete, nahm die Strecke kaum Feuchtigkeit an, und so stand den Fahrern und den Zuschauern ein Hochgeschwindigkeitsrennen bevor.
Bei den Nieuwelingen bildete sich eine Vierergruppe aus Arno Debier, Wim Wittenberg, Luca Vreeswijk und Thymen Arensman, die recht bald einen kleinen Vorsprung erarbeitet hatte. Kurz vor dem Ende setzten sich dann Arno Debier und Wim Wittenberg von ihren beiden Mitstreitern ab. Arno Debier (Lares-Doltcini) konnte sich am Ende im Sprint durchsetzen und gewann vor Wim Wittenberg (JvR der Batauwers). Luca Vreeswijk sicherte sich den verbleibenden Podiumsplatz.
Im Rennen der Junioren ging Eli Yserbit nach den beiden Siegen in Erpe und Neerpelt als Favorit an den Start. Hier bildete sich recht schnell eine Gruppe aus fünf Fahrern in der neben dem belgischen Meister auch der Schweizer Meister Johan Jacobs vetreten war. Nach der Hälfte des Rennens wurde die Gruppe durch einen Angriff von Max Gulickx (Young Telenet Fidea) gesprengt. Von da an bestimmten Gulickx und sein Teamkollege Yserbit das Rennen. Der belgische Meister konnte dann auch ungefährdet seinen dritten Sieg im dritten Rennen einfahren, Gulickx erreichte den zweiten Platz und Johan Jacobs komplettierte das Podium.
Das Rennen der Damen war von einem engen und durchaus spannenden Dreikampf zwischen Ellen van Loy, Sophie de Boer und Sanne Cant geprägt. Lange sah es so aus als könnte die laufstarke Ellen van Loy das Rennen für sich entscheiden, aber letztendlich siegte Sanne Cant im Sprint vor der sympathischen Faherin aus Herenthout. Sophie de Boer komplettierte im ersten Rennen für ihr neues Team (NNOF Kalas) das Podium. Selten freute sich jemand mehr über den eigentlich undankbaren vierten Platz als Sanne van Paassen, die nach ihrem vorzeitigen Saisonende im letzten Jahr hier ihr erfolgreiches Comeback feierte.
Bei den Beloften war die grosse Frage, mit welcher Form Wout van Aert angereist war. Der Weltmeister musste ja nach seinem Schlüsselbeinbruch seine Saisonvorbereitung verschieben. Erst kurz vor dem Rennen bekam er das OK seiner Ärzte für einen Start. Von daher war es fraglich, wie er sich hier schlagen würde. Recht schnell konnte sich eine Gruppe mit allen Favoriten unter der Führung von Europameister Michael Vanthourenhout absetzen und das Rennnen bestimmen. Kurz vor Rennende liess Wout van Aert seine Mitstreitern keine Chance und fuhr einen ungefährdeten Sieg ein. Vanthourenhout musste seinem Rennen Tribut zollen, wurde in der letzten Runde von den beiden Brüdern Laurens und Diether Sweeck, die sich Platz 2 und 3 teilten, überholt und erreichte am Ende leicht enttäuscht den vierten Platz.
Vor dem Start des Eliterennens wurde eine Gedenkminute zu Ehren von Marc van Landeghem abgehalten, der in dieser Woche überraschend während seines Besuchs bei der Weltmeisterschaft im spanischen Ponferrada verstorben war. Marc war der Pressechef bei nahezu allen grossen belgischen Renenn und den wichtigen Cross-Serien auf niederländischem und belgischem Boden.
Doch dann sollte das Eliterennen beginnen. Viel beachtet startete Mathieu van der Poel bei diesem Rennen nicht in bei der U23, sondern wollte sich vor seinen Landsleuten im Eliterennen zeigen. Sven Nys zählte den gerade einmal 19jährigen Niederländer neben dessen Landsmann Lars van der Haar zu den grossen Favoriten, und er sollte Recht behalten. Während der belgische Meister einen schlechten Start erwischte und erst als 35ter ins Gelände einbog, schoss van der Haar wie gewohnt schnell aus der Startaufstellung los, musste aber an der Kurve ins Gelände dem dort schnelleren van der Poel den Vortritt lassen.
Sofort entwickelte sich ein äusserst schnelles Rennen, das in der ersten Runde bereits einen völlig gelöst und aktiv fahrenden van der Poel sah. Schnell war das Feld in die Länge gezogen, und die belgischen Kommentatoren, waren ob der Position von Nys schon ein wenig nervös. In der zweiten Runde verlor der junge Niederländer viel Zeit durch eine verklemmte Kette und fand sich plötzlich in der Nähe von Sven Nys wieder. An der Spitze forcierte derweil sein Landsmann van der Haar das Tempo und konnte sich mit Kevin Pauwels vom Rest des Feldes lösen. Als dann noch der bis dahin stark fahrende Tom Meusen mitten in der kurvigen Berg und Talbahn zu Sturz kam und alle nachfolgenden Fahrer aufhielt, schien das Rennen bereits gelaufen zu sein. Einsam zogen Pauwels und van der Haar jetzt ihre Runden.
Unterdessen machten Nys und van der Poel nun erstmal gemeinsame Sache und konten sich so nach und nach um etliche Positionen verbessern. An der Spitze schien sich ein starker Zweikampf zwischen van der Haar und Pauwels zu entwickeln, aber mit steigender Renndauer zeichnete sich immer mehr ab, dass Pauwels auf Dauer nicht mit dem niederländischen Meister Schritt halten konnte. Folgerichtig setzte sich van der Haar dann auch langsam, aber sicher vom immer müder wirkenden Pauwels ab. Aber er sollte die Rechnung ohne seinen jungen Landsmann gemacht haben. Lag Mathieu drei Runden vor Schluss noch knapp dreissig Sekunden hinter van der Haar auf dem dritten Platz, so tauchte er eingangs der letzten Runde direkt hinter van der Haar auf.
Diese letzte Runde wurde augenblicklich zu einem packenden Wettstreit der beiden Niederländer. Im vorletzten Anstieg des Tages beschleunigte der Youngster vom BKCP Powerplus Team noch einmal im Sand, und van der Haar musste machtlos zusehen, wie sich Poupous Enkel absetzte. Obwohl der niederländische Meister auf der Zielgrade noch einmal alles gab, überquerte er die Ziellinie als zweiter zwei Sekunden hinter dem erschöpften und überglücklichen Mathieu. Sven Nys, der vor dem Rennen einen Platz unter den Top 5 als persönliches Ziel ausgegeben hatte, überholte in der Schlussrunde noch den immer mehr nachlassenden Pauwels und dessen Teamkameraden Klaas Vantornout und fuhr damit auf den letzten verbliebenen Podiumsplatz.