Weltmeisterschaft 2014 – Hoogerheide

No Mud no Glory war das Motto unter dem diese Weltmeisterschaft in Hoogerheide in der niederländischen Provinz Nord Brabant ausgerichtet wurde. Adrie van der Poel, ehemaliger Weltmeister und Vater der beiden U23 Crosser David und Mathieu hatte an dem berühmten und auch berüchtigten brabanter Wall eine anspruchsvolle, schwere und abwechslungsreiche Strecke abgesteckt. Durch die Möglichkeiten des Geländes und geschickte Platzierung kam der Kurs ohne künstliche Hindernisse aus. Und als ob das Wetter meinte für die Gültigkeit des Slogans sorgen zu müssen hatten ausgiebige Regenfälle in der Nacht und am frühen Morgen des ersten Wettkampftages die Strecke noch einmal zusätzlich gewässert.


Kurz vor dem Start des Juniorenrennens hörte der Regen auf, und ein Festival des Crosssports konnte beginnen.

Belgische Dominanz

Bei den Junioren gab es keinen Titelverteidiger, da der Vorjahreschampion Mathieu van der Poel in diesem Jahr in der U23 Klasse startete. Und so war es auch eine belgische Phalanx die für ein optisches Übergewicht in der ersten Startreihe sorgte. Lediglich Joris Nieuwenhuis , Pascal Eenkhorn (beide NED) sowie Adam Toupalik (CZE) sorgten für Abwechslung. Nieuwenhuis übernahm auch zunächst die Führung, wurde aber in der dritten Runde zurückgeworfen. Mittlerweile kam Thijs Aerts immer stärker auf und gewann am Ende mit 10 Sekunden Vorsprung vor dem zweitplatzierten Yannick Peeters. Spannend wurde es noch einmal beim Sprint um den verbleibenden Podiumsplatz. Joris Nieuwenhuis verpasste die erste niederländische Medaille knapp und musste sich Jelle Schuermans geschlagen geben, der ein komplett belgisches Podium komplettierte.

Same procedure as every year, James

Sie ist ein Phänomen, gerade einmal 26 Jahre alt und schon ein Palmarès das mehr als beeindruckend ist, und dennoch freut sie sich immer noch über jeden Titel als wäre es der erste. Alle hatten ein Duell zwischen der sympathischen Brabanterin und der amerikanischen Weltcup Siegerin Katherine Compton getippt, aber dazu kam es dann nicht.

Marianne Vos ging sofort in Führung, Compton, die noch immer unter Atemproblemen litt wurde in ersten Runde durch einen Sturz zurück geworfen. Ihr gelang in der zweiten Runde zwar mit einer grossartigen Aufholjagd noch einmal der Anschluss an die Verfolgergruppe um Helen Wyman und Sanne Cant. In der Folge musste Compton dieser Aufholjagd jedoch Tribut zollen und fiel am Ende auf den neunten Platz zurück. Eva Lechner aus Italien, die bereits in den vergangenen beiden Weltcup Rennen eine gute Form gezeigt hatte konnte für etwa anderhalb Runden mit Marianne Vos mithalten, danach musste auch sie den Kontak abreissen lassen. Marianne zog nun einsam und stetig ihre Runden und deklassierte die Konkurrenz. Über eine Minute nach Mariannes triumphaler Zieldurchfahrt überquerte eine überglückliche Eva Lechner den Zielstrich. Ein wirklich spannendes Rennen lieferten sich die belgische Meisterin Sanne Cant und die britische Meisterin Helen Wyman. Die beiden schenkten sich nichts, erst im Schlusssprint konnte sich die Britin dann durchsetzen und verwies Sanne Cant damit auf den undankbaren vierten Platz.

Späte Genugtuung

Vor drei Wochen war noch Trauer angesagt, diesmal Triumph. Bei den belgischen Meisterschaften musste Top Favorit Wout van Aert nach einem Fehlstart machtlos zusehen wie der Titel unter seinen Konkurrenten ausgemacht wurde. Auch in Hoogerheide gehörte der junge Belgier zu den erklärten Anwärtern auf den Titel, sein grösster Konkurrent war sicher Shooting-Star Mathieu van der Poel. Der Sohn von Ex-Weltmeister Adrie van der Poel und Enkel des legendären Raimond Poulidor war als amtierender Junioren Weltmeister in die U23 aufgestiegen. Mit seinem Gesamtsieg im Weltcup konnte er bereits den ersten grossen Erfolg in der neuen Kategorie verbuchen. Doch der Druck der auf Mathieu lastete war sicherlich ernorm. Fand die Weltmeisterschaft doch in seinem Heimatort statt, und sein eigener Vater hatte den Kurs konstruiert.

Kurz nach dem Start nahm dann auch Wout van Aert das Heft des Handelns in die Hand und setzte sich sofort an die Spitze. So hatte er bereits nach der ersten Runde zwanzig Sekunden Vorsprung den Titelverteidiger Mike Teunissen heraus gefahren. Mathieu van der Poel kam schlechter ins Rennen und passierte die Ziellinie als sechster. Wäre nicht das Publikum gewesen, das van der Poel immer wieder frenetisch anfeuerte wäre das Rennen für den Niederländer vermutlich gelaufen gewesen. Aber so trieb das Publikum van der Poel weiter nach vorne und er machte langsam aber sicher Platz für Platz gut. In der letzten Runde konnte er sich so noch vorbei an Laurens Sweeck auf den dritten Platz vorschieben. Michael Vanthourenhout, der ab der zweiten Runde ein ungefährdetes Rennen hinter van Aert fuhr konnte ungefährdet sein Rennen mit der Silbermedaille krönen. Mike Teunissen musste dem hohen Tempo der ersten Runde Tribut zollen und beendete das Rennen abgeschlagen als Elfter.

Das Duell der Giganten

Nach seinen Erfolgen der letzten Wochen ging Sven Nys als einer der grossen Favoriten auf den Titel in dieses Rennen. Auch Lars van der Haar der in diesem Jahr die Gesamtwertung des Weltcups deutlich gewonnen hatte wurde von Experten als hoher Favorit gehandelt, zumal es sich hier um seine Heim-WM handelte. Der zweimalige Weltmeister Zdenek Stybar, der im nur wenige Kilometer entfernten Essen wohnt, hatte erst wenige Tage vorher seinen Start bekannt gegeben und niemand wusste was er hier wirklich zu leisten im Stand war. Aber auch viele andere Fahrer konnten sich nach den Ergebnissen der vergangenen Saison berechtigte Hoffnungen auf einen Podiumsplatz machen. Phillip Walsleben, der in allen Klassements unter den Top-10 gelistet ist, hatte sich selbst auch Chancen ausgerechnet. Aber wie immer, ist eine solche Weltmeisterschaft immer auch ein besonderes Rennen und so kam es mal wieder anders als es viele Auguren vorher prophezeit hatten.

Francis Mouray, der in Namur seinen ersten grossen Sieg einfahren konnte erwischte erneut einen sehr guten Start und übernahm zunächst die Führung. Aber auch Sven Nys wartete nicht lange, sondern übernahm sofort Verantwortung und setzte nach. Stybar legte einen Raketenstart hin, und fuhr innerhalb der ersten Runde in die Spitze und führte das Feld zum ersten Mal über die Ziellinie. Nun sollte sich ein absolutes Top-Rennen zwischen dem Tschechen und Sven Nys entfalten. Lars van der Haar, der ungewohnt schlecht am Start loskam, fuhr zwar auch recht schnell in die Spitzengruppe musste dann aber nach Problemen beim Radwechsel alle Hoffnungen auf den Titel fahren lassen. Während dessen schenkten sich die beiden Führenden nichts. Mit steigender Renndauer und steigendem Druck kam es bei beiden Fahrern immer wieder zu kleinen Fehlern, die aber keinen entscheidenden Vorteil brachten. So fuhren Nys und Stybar auch Kopf an Kopf in die letzte Runde. Ein Ausrutscher in einer der 180 Grad Kehren kostete Nys dann die Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung. Stybar, der am Ende die grösseren Kraftreserven hatte fuhr einen zwölfsekündigen Vorsprung auf Sven Nys heraus und holte sich damit seinen dritten Weltmeistertitel. Als dritter komplettierte der wieder erstarkte Kewin Pauwels das Podium.