Dieses Wochenende hatte alles zu bieten: episches Wetter, enttäuschte Favoriten, überraschende Sieger, Emotionen und auch einen Skandal.
Tag 1 – Dramatik, Enttäuschungen und Skandale
Der Auftakt der diesjährigen Weltmeisterschaft hätte dramatischer nicht sein können. Der Himmel war mit dichten Wolken verhangen, stürmische Böen peitschten Regengüsse über Zuschauer und Fahrer. Bereits vor den Rennen waren mehrere tausend Parkplätze den Wetterunbilden zum Opfer gefallen. Und auch die Rennen selber boten Spannung und Dramatik wie selten.
Bei den Junioren konnten sich die Niederlande mit Jens Dekker die erster Goldmedaillie des Tages sichern. Dekker gehörte als Sieger des Weltcups zu den Favoriten für den Titel, aber als die beiden weiteren Podiumsplätze mit Mickael Crispin und Thomas Bonnet an Frankreich gingen, war die erste Überraschung des Tages perfekt.
Bei dieser Weltmeisterschaft hatten die Damen unter 23 zum ersten Mal ein eigenes Rennen, und prompt kam es hier zur nächsten grossen Überraschung. Evie Richards, ein achtzehnjähriges britisches Küken, fuhr der gesamten Konkurrenz bei ihrem ersten Start ausserhalb Grossbritanniens davon und eroberte souverän das Meistertrikot. Die weiteren Medaillien gingen an die Tschechin Nikola Noskova und die Niederländerin Maud Kaptheijns. Überschattet wurde das Rennen durch die Tatsache, dass in einem Reserverad der Europameisterin Femke van den Driessche aus Belgien ein Motor gefunden wurde.
Im Rennen der Damen Elite war die Belgierin Sanne Cant haushohe Favoritin. Keine andere Fahrerin hatte so viele Rennen in dieser Saison so souverän gewonnen wie die belgische und europäische Meisterin. Aber Meisterschaften sind auch immer für Überraschungen gut. Sanne Cant erwischte einen rabenschwarzen Tag und musste sich nach einem spannenden Rennen der Niederländerin Thalita de Jong und der Französin Caroline Mani geschlagen geben.
Tag 2 – U23 : Wer mitzählt ist besser dran
Im Rennen der U23 kam es zu einem offenen Schlagabtausch einer grossen Gruppe in der praktisch alle Favoriten versammelt waren. Bis zur vorletzten Runde war es noch vollkommen offen, wer am Ende auf dem Podium stehen würde. Dann kam diese vorletzte Runde, und der Tscheche Adam Toupalik startete einen erfolgreichen Angriff, der ihm die Führung einbrachte. Als die Fahrer erneut auf die Zielgerade kamen, jubelte Toupalik, weil er sich am Ziel seiner Träume wähnte. Allein die Glocke schien ihn dann doch ein wenig zu irritieren, dummerweise war nämlich noch eine Runde zu fahren.
Doch Toupalik hatte sein Pulver bereits verschossen, und so konnte Eli Iserbyt am Ende der folgenden Runde den Sprint um den Weltmeistertitel vor dem sichtlich enttäuschten Toupalik für sich entscheiden. Iserbyt sorgte damit für das erste Lächeln im Gesicht von Nationaltrainer Rudy de Bie, der damit die erste Goldmedaillie für Belgien verbuchen konnte. Europameister Quinten Hermans konnte zusätzlich noch die Bronzemedaillie für Belgien erringen.
Belgien vs. Niederlande
Der Showdown stand dann mit dem Eliterennen auf dem Programm. Trafen hier doch die beiden Dominatoren der diesjährigen Saison im wichtigsten Rennen des Kalenders erneut aufeinander.
Titelverteidiger Mathieu van der Poel wurde von vielen als haushoher Favorit gehandelt, aber nach seinen herausragenden Ergebnissen dieser Saison war auch Wout van Aert ein heisser Anwärter auf den Sieg. Und auch Europameister Lars van der Haar, dem Strecken wie die in Zolder sehr liegen, gehörte zum engen Kreis der Favoriten.
In den ersten beiden Runden sah es dann zunächst auch so aus, als ob die drei genannten dem Rest einfach davonfahren würden. Aber dann kam es ähnlich wie bereits zuvor bei der U23 zum Zusammenschluss einer grossen Spitzengruppe, der auch alle Fahrer des erweiterten Favoritenkreises angehörten. Als Altmeister Sven Nys bei seinem letzten Start bei einer Weltmeisterschaft nicht nur den Anschluss an die Spitzengruppe schaffte, sondern selbst auch in Führung ging, schien der Jubel der belgischen Fans keine Grenzen mehr zu kennen.
Doch auch dieses Rennen sollte von Dramatik nicht verschont bleiben. Wenige Runden vor Schluss blieb Mathieu van der Poel bei einer unglücklichen Aktion mit seinem Fuss im Vorderrad von Wout van Aert stecken, und es sah so aus, als ob beide damit jede Chance auf den Titel verloren hätten. Nutzniesser des Malheurs war Lars van der Haar, der sich schnell vom Rest absetzen konnte und zeitweilig fast 30 Sekunden Vorsprung auf seine Verfolger herausfuhr.
Doch Wout van Aert blieb ruhig, liess sich zunächst von Laurens Sweeck auf der Zielgeraden an die vor ihm fahrende Gruppe heranbringen. Anschliessend startete der belgische Meister eine atemberaubende Aufholjagd und konnte kurz vor Ende der vorletzten Runde zum führenden van der Haar aufschliessen. In der letzten Runde schenkten sich die beiden nichts, und die Zuschauer bekamen einen atemberaubenden Zweikampf geboten.
Erst in der letzten Laufpassage konnte van Aert den erneut führenden Europameister überholen und sich dann auch in der letzten technischen Waldpassage entscheidend absetzen. Mit einem Jubel ohnegleichen konnte er anschliessend seinen Sieg auf der Zielgraden der Rennstrecke von Zolder feiern. Hinter van der Haar wurde der recht unauffälig fahrende Belgier Kevin Pauwels Dritter.
Sven Nys endete unter dem tosenden Beifall seiner Landsleute und Fans auf dem vierten Rang.