Es ist sicher eine der bekanntesten Stellen in Belgien, die Kapelmuur in Geraardsbergen war jahrelang der Höhepunkt der Flandern-Rundfahrt. Während über etliche Jahre tausende von Radsportfans zu dieser beeindruckenden Helling pilgerten, ist es mittlerweile achtzehn Jahre her, dass an dieser Stelle ein Cyclocross-Rennen stattfand.
Gelungene Wiederbelebung
Unter der Ägide von Chris Mannaerts, dem ehemaligen Sportreporter des belgischen Fernsehsenders ‚Vier‘ und jetzigem Manager von Crelan-Vastgoedservice haben sich eine Reihe kleiner unabhängiger Crossrennen zu einer gemeinsamen Veranstaltungsserie zusammengeschlossen, um nach den grossen Serien dvv Verzekeringen Trofee (ehem. bpost bank trofee), Hans-Grohe Superprestige und Soudal Classics eine weitere Serie im belgischen Fernsehen zu präsentieren. Alle Rennen des Brico-Cross werden live bei VTM ausgestrahlt.
Zum Auftakt dieser Rennserie wurde zum ersten Mal seit 1998 wieder ein Crossrennen auf dem Gelände rund um die Muur von Geraardsbergen und die Kapelmuur ausgerichtet.
Ein wenig ungewohnt ist es schon, dass so lange vor der Strassenweltmeisterschaft bereits Cross-Rennen stattfinden. Aber bedingt durch den späten Zeitpunkt der Weltmeisterschaft in Qatar zum einen und dem vollen Kalender der Cross-Saison zum anderen stand kein anderer Zeitpunkt für dieses Rennen zur Verfügung. Und so fand sich die Cross-Elite bei ungewöhnlich hohen Temperaturen in Geraardsbergen zum ersten grossen Kräftemessen ein.
Sanne Cant bleibt unbesiegt
Es war ein knapperes Rennen, als es sich die Europameisterin vermutlich gewünscht hatte. Zunächst hatte sich mit Sanne Cant, Maud Kaptheijns und Laura Verdonschot ein Trio gebildet, das das Rennen zu bestimmen schien. Maud Kaptheijns konnte dem Tempo der beiden anderen aber bald nicht mehr folgen, und so schien es auf einen Zweikampf zwischen Sanne Cant und Laura Verdonschot herauszulaufen.
Aber im Verlaufe des Rennens konnte sich Jolien Verschueren, die wieder einmal nicht gerade den besten Start erwischt hatte, nach vorne arbeiten und kurz vor Schluss zu den beiden Führenden aufschliessen. Während Verdonschot in der letzten Runde etwas die Kräfte verliessen, kam es dann am Ende zu einem packenden Sprintfinale zwischen Cant und Verschueren, das die Europameistern am Ende für sich entscheiden konnte. Laura Verdonschot beendete das Rennen schlussendlich auf dem dritten Rang.
Van Aert musste kämpfen
Er war als grosser Favorit an den Start gegangen: Weltmeister Wout van Aert hatte bereits bei einigen Strassenrennen gezeigt, dass er mit einer guten Form in die Saison startet, und so vermuteten alle einen souveränen Auftritt des Weltmeisters.
Aber es sollte der junge Michael Vanthourenhout sein, der van Aert das Leben mehr als schwer machte. Bereits von Anfang an nahm der Neffe von Sven Vanthourenhout das Heft in die Hand und drückte dem Rennen seinen Stempel auf. Nachdem sich mit Vanthourenhout, Laurens Sweeck und Tom Meeusen ein Trio gebildet hatte, das bereits einen kleinen Vorsprung auf den Rest heraus gefahren hatte, musste van Aert die Initiative ergreifen und die Lücke zu den Führenden selber schliessen.
Wer glaubte, dass es nun zu einer erneuten Demonstration van Aertscher Überlegenheit kommen würde hatte die Rechnung allerdings ohne Vanthourenhout gemacht. Der junge Brügger verlangte dem Weltmeister alles ab, und so wurde wie bereits bei den Damen das Rennen erst zum Ende der letzten Runde entschieden. Nach der letzen Durchfahrt am Materialdepot gelang es dem Weltmeister, eine kleine Lücke zu seinem Konkurrenten aufzureissen und so dann doch noch einen Solosieg herauszufahren. Den dritten Rang sicherte sich der relativ unspektakulär fahrende Klaas Vantornout.
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