Lars van der Haar ist der unumstrittene König des Caubergs, zum dritten Mal in Folge kann der Amersforter, der für das Team Giant-Alpecin startet, den Weltcup auf dem Cauberg für sich entscheiden.
Limburg ist sicherlich das Radsportmekka der Niederlande und der Cauberg so etwas wie heiliger Boden für alle niederländischen Radsportler. Auf dem berühmten Anstieg, an dem das Amstel Gold Race seine Zielankunft hat, wurden schon etliche Weltmeisterschaften entschieden. Seit 2011 findet mit dem Caubergcyclocross auf den Flanken eben dieses so wichtigen niederländischen Hügels ein Crossrennen seine Heimat, das seit 2013 ein fester Bestandteil im Weltcup Kalender ist.
Die Strecke, den die Streckenbauer hier auf den Limburger Hang gezeichnet haben, gehört mit Sicherheit mit zu den anstrengensten Strecken der Cross-Kalenders. Kurze knackige Anstiege bevorteilen sicherlich leichte Fahrer wie van der Haar, aber auch die Anforderungen der Abfahrten und der tiefe Boden mit seinen Schräghängen sind durchaus recht anspruchsvoll und kräftezehrend.
Teamkollegen als Kontrahenten
Bei den Junioren zeichnete sich bereits in den ersten Rennen der jungen Saison ein Duell zwischen den beiden Teamkollegen Jappe Jaspers und Jens Dekker ab. Im Weltcup starten die Fahrer nicht für ihr Team, sondern für den jeweiligen Landesverband, und so wurden aus den Teamkollegen bei Enertherm-BKCP Konkurrenten im Trikot des belgischen und des niederländischen Verbandes.
Dekker, der die letzten Rennen jeweils vor Jaspers für sich entscheiden konnte, ging vor heimischem Publikum als Favorit an den Start. Ob es diese Rolle war oder die Strecke Jappe Jaspers besser lag als dem Niederländer, diese Frage wird sich sicherlich nicht mit Bestimmtheit beantworten lassen. Jaspers zeigte auf jeden Fall von Anfang an, dass er gewillt war dieses Rennen für sich zu entscheiden. Jens Dekker musste sich dann auch am Ende mit dem zweiten Platz vor dem Belgier Seppe Rombouts zufrieden geben.
Und plötzlich hiess es Fratelli d’Italia
In der U23 waren sicherlich die belgischen Fahrer die Favoriten, waren doch mit Quinten Hermans und Yannick Peeters Fahrer mit grösserer internationaler Erfahrung am Start. Aber oft kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Und so war es dann ein Fahrer in den Farben der Squadra Azzurra, der als erster auf der Ziellinie triumphieren konnte. Der bis dahin in unseren Regionen relativ unbekannte Gioele Bertolini konnte als 42ter der UCI Rangliste aus der ersten Startreihe ins Rennen gehen und setzte sich dann in der zweiten Rennhälfte von seinen Konkurrenten ab. So konnte er einen ungefährdeten Solosieg einfahren.
Im vergangen Jahr hatte Eli Iserbyt noch die Klasse der Junioren dominiert, die er in dieser Saison verlassen musste. Ohne ein enstprechendes UCI-Ranking musste Iserbyt als zweiundzwanzigster Starter in der dritten Startreihe seinen Platz suchen. Es dauerte somit einige Zeit, bis sich der Bavikhovener durch das Feld nach vorne gekämpft hatte. Und so ist sein zweiter Platz in seinem ersten Weltcup Rennen ein grosser Erfolg für den jungen Belgier. Mit Clement Russo ging der dritte Platz an Frankreich.
Und nun auch noch suore d’Italia
Nach dem glamourösen Weltcup in Las Vegas wurde der erste Weltcup auf traditionellem europäischen Boden mit Spannung erwartet. Würde die Vorjahressiegerin Katy Compton hier Revanche für die Niederlage bei ihrem Heimrennen nehmen können? Wie könnte sich die Weltcup-Gesamtsiegerin des letzten Jahres Sanne Cant auf dem Cauberg behaupten? Katherina Nash, die in Vegas siegreich war, sollte nicht starten, und so war ein Führungswechsel in der Gesamtwertung zu erwarten.
Aber es waren die Britin Nikki Harris und die italienische Mountainbikerin Eva Lechner, die das Rennen in ihre Hände nahmen. Lange führten die beiden Fahrerinnen das Feld an, und es sah nach einem Kopf an Kopf Rennen aus, aber dann ereilte Nikki Harris in der letzten Runde das Schicksal in Form eines Fahrfehlers und Sturzes, und sie musste Lechner, die sich auf dem hügeligen Terrain sichtlich wohl fühlte, ziehen lassen. Harris musste in der Folge auf Grund weiterer Probleme die Tschechin Pavla Havlikova sowie die Neu-Entdeckung Kaitlin Atonneau passieren lassen. Kurz vor Schluss konnte Antonneau zur Tschechin aufschliessen und sie am Ende um zehn Sekunden auf den dritten Rang verweisen. Nikki Haaris musste sich zum Schluss mit einem für sie enttäuschenden sechsten Platz zufrieden geben.
Eva Lechner, die bereits in Vegas Zweite wurde, konnte sich nach ihrem Sieg das weisse Trikot der Gesamtführenden überziehen.
Van der Haar bleibt der König des Cauberg
Es ist sein Rennen: zum dritten Mal ist der Caubergcyclocross Weltcup-Rennen, und zum dritten Mal heisst der Sieger Lars van der Haar.
Zunächst waren es Michael Vanthourenhout und Sven Nys, die das Rennen eröffneten, aber schon gegen Ende der ersten Runde versuchte Wout van Aert, der bisher jedes Rennen der jungen Saison, bei dem er am Start war, auch gewonnen hatte, das Heft des Handelns an sich zu reissen. Der Vizeweltmeister konnte schnell eine Lücke von einigen Metern aufreissen, und es sah fast schon so aus, als ob er sich vom Feld absetzen würde. Aber er hatte die Rechnung ohne den Titelverteidiger gemacht. Lars van der Haar reagierte schnell und schloss die Lücke zum Führenden van Aert. Doch dabei sollte es nicht lange bleiben, sehr schnell erkannte van der Haar, dass er auf den kurzen knackigen Anstiegen der Stärkste war und setzte sich sofort vom Rest ab, um wie im vergangenen Jahr ein einsame Solorennen zu fahren. Er sollte die Führung bis ins Ziel nicht mehr abgeben und gewann in eindrucksvoller Manier damit zum dritten Mal in Folge vor heimischem Publikum.
Hinter van der Haar bildete sich mit Sven Nys, Wout van Aert und Kevin Pauwels ein Trio, dass sich ein packendes Rennen um die weiteren Plätze lieferte. Nachdem Pauwels kurz vor Ende seine beiden Konkurrenten ziehen lassen musste, kam es zum Showdown zwischen dem Altmeister und seinem Kronprinz. Aber der Cauberg ist eine Strecke, die keinen Fehler verzeiht. Als Wout van Aert an einer der letzten Steigungen noch einmal angriff, unterlief Nys ein kleiner Patzer, den van Aert erbarmungsglos zu nutzen wusste und sich den zweiten Platz souverän vor Nys sicherte.
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