Es gibt eine ganze Reihe berühmter ekliger kleiner Anstiege in den flämischen Ardennen, und viele davon spielen eine große Rolle in der Ronde van Vlaanderen. Der Koppenberg ist nicht nur immer einer der Höhepunkte in der Flandernrundfahrt, sondern auch seit mehr als 25 Jahren Schauplatz eines anstrengenden und spektakulären Cross, dem Koppenbergcross.
Nachdem die Streckenänderungen des vergangenen Jahres auf viel Kritik auch von den Fahrern gestossen war, kam es in diesem Jahr noch einmal zu einer geänderten Streckenführung. In den vergangenen Jahren verließen die Teilnehmer die Kopfsteinpflasterpassage unmittelbar vor dem steilsten Teil, um zum ersten Mal ins Feld einzubiegen. Doch diesmal war alles anders: das Ziel lag am Ende des mit zwanzig Steigungsprozenten mörderischen Kopfsteinpflasteranstiegs, und so mussten die Teilnehmer gleich mehrfach diese Passage meistern.
Erschöpfung war das Motto des Tages
In allen Kategorien mussten die Teilnehmer bis ans äußerste Limit gehen, um auf dem schweren Parcours erfolgreich bestehen zu können. Mathieu van der Poel, der als deutlicher Favorit gestartet war, übernahm zwar bereits in der ersten Runde die Führung, musste aber schnell einsehen, dass seine übliche Taktik, sich schnell vom Rest zu lösen, hier nicht aufging. Zunächst war es Europameister Toon Aerts und sein Teamkollege Lars van der Haar, die wieder zum niederländischen Meister aufzuschliessen vermochten. Und auch Weltmeister Wout van Aert, der an dieser Stelle schon dreimal siegreich war, gesellte sich zur Kopfgruppe. Trotz wechselseitiger Angriffe gelang es keinem Fahrer, einen wirklichen Vorsprung vor seinen Konkurrenten zu erringen.
In der zweiten Rennhälfte musste van Aert realisieren, dass dies nicht sein Rennen werden würde, und konnte den Anschluss an der Führungsgruppe nicht mehr halten. Aerts, Van der Haar und Van der Poel hingegen lieferten sich einen spannenden Wettstreit bis zur letzten Runde. Hier gelang es dann Mathieu van der Poel, gegen Ende der Runde mit äußerster Kraftanstrengung einen kleinen Vorsprung herauszufahren. Die Anstrengung wäre ihm jedoch beinahe noch zum Verhängnis geworden, drohten ihn doch im steilsten Stück des Zielanstiegs seine Kräfte zu verlassen.
Mit allerletzer Kraft rettete er dann aber seinen Vorsprung über die Ziellinie und fiel völlig entkräftet vom Rad. Erst Minuten später vermochte er wieder aufzustehen und seinen Weg ins Podiumszelt zu finden.
Bei den Damen konnte sich Helen Wyman, die hier bereits dreimal zuvor auf der alten Strecke siegreich geblieben war, über ihren ersten großen Saisonsieg freuen. Wyman konnte die anfangs führende amerikanische Meisterin Katie Compton auf der Kopfsteinpassage distanzieren und errang einen relativ ungefährdeten Sieg, dritte wurde Vorjahressiegerin Jolien Verschueren.
Ein ausgekochtes Schlitzohr
Am Koppenberg bewies Tom Pidcock erneut seine überragende Stärke. Und diesmal nicht nur in technischer und fahrerischer Sicht, vielmehr zeigte der Brite auch großes taktisches Vermögen. Vielleicht war es die Erfahrung seines Teammangers Sven Nys, der mit seinen neun Siegen zu Recht als King of Koppenberg titutliert wird, die Pidcock sein Rennen so klug einteilen ließ.
Zunächst war es Ex-Weltmeister Eli Iserbyt, der das Heft des Handelns ergriff und versuchte sich vom Feld abzusetzen. Aber Pidcock setzte sofort nach und blieb konsequent an Iserbyts Hinterrad. Nach kurzer Zeit gesellte sich noch der Niederländer Jens Dekker zu den beiden Führenden, und dieses Trio bestimmte dann auch den Rennverlauf bis zum Ende. Beim vorletzten Anstieg zum Ziel probierte Tom Pidcock erstmalig, ob er seine Konkurrenten auf dem Steilstück ausstechen könnte, ließ sich aber sofort wieder aus der Führung an die dritte Position zurückfallen. Er hatte gesehen, was er sehen wollte, und wartete geduldig auf das Ende der letzten Runde.
Und so kam es, wie es kommen musste: die drei U23-Fahrer bogen für einen Schlusssprint in den Zielanstieg ein. Nun war es an Pidcock, seine letzte Kartusche abzufeuern, was er auch mit Bravour tat und sogar noch die Kraft fand, im Ziel zu jubeln. Eli Iserbyt blieb nur der zweite Rang vor Jens Dekker.
Bein den Junioren war es Ben Tullet, der einen klaren Start- Zielsieg vor Wout Verwoort und Jarno Bellens erringen konnte. In der U17-Kategorie setzte sich überraschend Lennert Belmans gegen Salvador Alvarado und Thibaut Nys durch.
Impressionen