UCI Worldcup Namur

Wie alle Jahre kurz vor Weihnachten findet sich der UCI-Weltcup-Tross in der Hauptstadt der Wallonie ein. Hoch über der Stadt Namur thront die Citadelle de Namur, eine wehrhafte Anlage, die schon Austragungsort für so viele spektakuläre Cross-Rennen war. Dieses Rennen ist sicherlich der uneingeschränkte Spitzenkandidat für den Preis des härtesten Cross-Rennens des gesamten Kalenders.

Namur ist aber auch so etwas wie eine Wundertüte, so nah an Weihnachten gelegen kann man nie voraussagen, was für einen Kurs man vorgesetzt bekommt. Von trockener, schneller Piste über Schnee und Eis bis hin zu schlammaufgeweichten Anstiegen und Schräghängen ist hier schon alles dabei gewesen.
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Am Samstag sah es erst noch nach einem trockenen und schnellen Kurs aus, aber in der Nacht kam Feuchtigkeit und Nebel auf, und so fanden die Teilnehmer am Sonntagmorgen einen durchaus leicht aufgeweichten Kurs vor.

Doppelschlag von Mathieu van der Poel

Nach seinem spektakulären Sieg am Samstag am Scheldeufer in Antwerpen, konnte der Niederländer auch in der Wallonie jubeln. Es war ein Rennen, das spannender nicht hätte sein können. Früh schon schien sich das Standardduell dieser Saison zwischen Weltmeister Wout van Aert und dem niederländischen Meister Mathieu van der Poel abzuzeichnen. Aber diesmal setzte sich Van Aert selber mehrfach ausser Gefecht. Der Schräghang an der Flanke der Citadelle wurde dem Weltmeister gleich zweimal zum Verhängnis. Van Aert kam  bereits in der ersten Runde zu Fall, als er sich an dem tückischen Hang eine andere Fahrlinie als sein niederländischer Konkurrent suchte. Angetrieben von den frenetischen Anfeuerungsrufen des Publikums startete Van Aert eine beeindruckende Aufholjagd und war nach kurzer Zeit wieder am Hinterrad von Van der Poel.

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Beide schenkten sich erneut nichts und jagden mit maximalem Risiko über den Parcours. Aber Van Aert schien aus seinem Fehler nicht viel gelernt zu haben, kam er doch in der folgenden  Runde an  nahezu derselben Stelle ein zweites Mal zu Fall. Doch auch diesmal zeigte der Weltmeister eine bestechende Form und einen unbedingten Siegeswillen, als er sich erneut nach vorne arbeitete. Bald schloss der Weltmeister wieder zu Tom Meeusen auf, doch die Probleme sollten für Van Aert noch nicht ausgestanden sein. Wenig später verfing sich sein Bremshebel an einem Spanntuch, und so wurde der Weltmeister zum dritten Mal zurückgeworfen.

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Wer glaubte, das es nun aus und vorbei für Van Aert sei, hatte sich getäuscht. Auch wenn sich der Weltmeister in einer kleinen Gruppe mit Laurens Sweeck, Corne van Kessel, Kevin Pauwels und Michael Vanthourenhout wiederfand, die gut zwanzig Sekunden hinter den Führenden lagen, so startete er unverdrossen Aufholjagd Nummer drei. Und noch einmal zeigte er seine Form, als er drei Runden vor Schluss zum führenden Mathieu van der Poel aufschliessen konnte.

Die folgenden drei Runden lieferten die beiden Spitzenreiter unter dem frenetischen Jubel der Zuschauer wieder ein wahres Feuerwerk an Cross ab. Und wie im letzten Jahr war es Mathieu van der Poel, der es verstand, kurz vor dem Ende der letzten Runde noch einmal einen finalen Angriff zu starten, der dem Niederländer den Sieg einbringen sollte. Während ein sichtlich erschöpfter und enttäuschter Wout van Aert als Zweiter über die Ziellinie rollte, konnte Kevin Pauwels noch an Tom Meeusen vorbeifahren und sich den letzen verbleibenden Podiumsplatz sichern.

Katerina Nash im Glück

In diesem Jahr zeigte sich erneut, welch grossen Schritt der Cross-Sport bei den Damen in den vergangenen Jahren gemacht hat. Mit Sophie de Boer, die hier unbedingt ihre Gesamtführung verteidigen wollte, Mountainbikerin Eva Lechner, die auf diesem Parcours ein gutes Ergebnis erwartete, und  Katerina Nash der Tschechin, die in den USA lebt, kämpften gleich drei Spitzenfahrerinnen Kopf an Kopf um den Sieg und lieferten den Zuschauern packende Positionskämpfe.

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Aber auch die Damen sollte nicht vom Pech verschont bleiben. Weltmeisterin Thalita de Jongh stürzte bereits in der ersten Runde und zog sich eine Hüftverletzung zu, die sie zur Aufgabe zwingen sollte. Sophie de Boer wurde durch Reifenschaden zurückgeworfen, konnte aber den Anschluss an die Spitze schaffen. Katerina Nash kämpfte mehrfach mit Problemen an den Pedalen, und auch Eva Lechner ereilte das Pech eines Reifenschadens. Während Lechner nach ihrem Defekt den Rückstand nicht mehr wett machen konnte, kam es zu einem Duell zwischen Nash und De Boer. De Boer übernahm  bei der vorletzten Passage des Depots die Führung, als sie auf einen Materialwechsel verzichtete. Aber das sollte Folgen haben: in der letzten halben Runde ereilte die Niederländerin erneut ein Reifenschaden. Katerina Nash liess sich nun den errungenen Vorsprung nicht mehr nehmen und feierte nach 2014 ihren zweiten Sieg auf der Esplanade de Citadelle.

Hinter De Boer, die mit ihrem zweiten Rang den Vorsprung vor Sanne Cant in der Gesamtwertung ausbauen konnte, sicherte sich Lechner den dritten Podiumsplatz. Sanne Cant, die mit der Strecke in Namur nie Freundschaft schliessen konnte, kam diesmal abgeschlagen als Dreizehnte ins Ziel.

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In der Kategorie U23 setzte sich der Gesamtführende Joris Nieuwenhuis aus den Niederlanden von Anfang an an die Spitze und diktierte das Rennen. Für den Rest der Teilnehmer ging es nur noch um die Podiumsplätze. Hier  zeigte sich Europameister Quinten Hermans erneut in bester Form und errang den zweiten Platz vor seinem Landsmann und belgischen Meister Thijs Aerts.
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Pechvogel der Tages war der Italiener Gioele Bertolini, Zweitplatzierter der Gesamtwertung, der nach einer Startkollision mit einem französichen Fahrer zu Fall kam und mit defektem Rad das Rennen laufend aufnehmen musste. Nach einer beeindruckenden Aufholjagd konnte sich der Italiener noch den neunten Rang sichern.

Bei den Junioren war es erneut der Brite Thomas Pidcock, der dem Rest des Feldes nur sein Hinterrad zeigte. Anders als in Zeven, wo ein Sturz Pidcocks Siegeschancen zunichte machte, konnte der Brite in Namur mit beinahe einer Minute Vorsprung auf seine Verfolger den Sieg auf der Esplanade feiern.  Im Sprint um die folgenden Plätze setzten sich die Franzosen Antoine Benoist und Maxime Bonsergent gegen den Italiener Filippo Fontana und den Niederländer Thymen Arensman durch.

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